Die Geschichte Apuliens:
Kultur, Macht und Wandel im Süden Italiens
1. Antike und Griechische Einflüsse (8. Jh. v. Chr. – 6. Jh. n. Chr.)
Die ersten bedeutenden Spuren der Geschichte Apuliens reichen bis in die Bronzezeit zurück. Richtig prägend wurde die Region jedoch ab dem 8. Jahrhundert v. Chr., als griechische Kolonisten begannen, sich im Süden niederzulassen. Städte wie Taras (heute Taranto) entwickelten sich zu wichtigen Zentren der sogenannten Magna Graecia – dem griechischen Siedlungsraum in Süditalien.
Mit dem Aufstieg des Römischen Reiches wurde Apulien ins römische Straßennetz integriert. Die Via Appia, eine der wichtigsten Römerstraßen, führte direkt durch die Region. Außerdem florierten Städte wie Brindisi, Egnazia und Lecce wirtschaftlich und kulturell. Zeugnisse dieser Zeit sind noch heute in archäologischen Stätten und monumentalen Bauwerken sichtbar, wie dem Amphitheater in Lecce oder den römischen Überresten in Canosa di Puglia.
Ab dem 3. Jahrhundert geriet auch Apulien zunehmend in den Strudel der spätantiken Krisen: Wirtschaftliche Instabilität, innere Machtkämpfe und äußere Bedrohungen schwächten das Römische Reich. Infolgedessen kam es in Apulien zu einem Rückgang des städtischen Lebens, viele Handelsrouten verloren an Bedeutung. Mit dem Zerfall des Weströmischen Reiches im Jahr 476 n. Chr. fiel Apulien zunächst unter die Herrschaft der Ostgoten.
2. Mittelalterliche Zeit und Normannen (6. – 15. Jh.)
Im 6. Jahrhundert wurde Apulien jedoch im Zuge der byzantinischen Rückeroberungen durch Kaiser Justinian I. wieder Teil des Oströmischen Reiches. Diese Phase markiert den fließenden Übergang zwischen Antike und Mittelalter – eine Zeit des Umbruchs, in der die antiken Strukturen allmählich von neuen politischen und gesellschaftlichen Formen abgelöst wurden.
Doch die strategisch wichtige Lage machte die Region bald zur Zielscheibe verschiedener Eroberer: Langobarden, Sarazenen und schließlich die Normannen, die im 11. Jahrhundert unter Robert Guiscard eine neue Ära einleiteten. Diese Zeit war geprägt vom Bau mächtiger Burgen und religiöser Bauwerke. Unter Friedrich II. von Hohenstaufen, einem der schillerndsten Herrscher des Mittelalters, wurde das berühmte Castel del Monte errichtet – ein achteckiges Meisterwerk der mittelalterlichen Architektur und heute UNESCO-Weltkulturerbe.
Im weiteren Verlauf des Mittelalters wechselte Apulien mehrfach die Herrscher: Staufer, Anjou, Aragon – jede Dynastie hinterließ architektonische, kulturelle und wirtschaftliche Spuren. Die Vielfalt der Einflüsse ist bis heute im Stadtbild vieler Orte erkennbar.
3. Die Moderne und der Einfluss der Bourbonen (16. – 19. Jh.)
Nach dem Mittelalter geriet Apulien unter die Kontrolle des spanischen Vizekönigreichs Neapel und später der Bourbonen im Königreich der Zwei Sizilien. Diese Periode war zwar von politischer Stabilität geprägt, aber auch von wirtschaftlicher Stagnation und sozialer Ungleichheit. Trotzdem wuchs Apulien zu einem bedeutenden Agrargebiet heran. Der Weizenanbau, die Olivenölproduktion und der Weinanbau wurden intensiviert – viele dieser Produkte sind bis heute ein Markenzeichen der Region.
Mit der Einigung Italiens 1861 wurde Apulien Teil des neuen Königreichs Italien. Doch die Region blieb lange benachteiligt, geprägt von Armut, Auswanderung und schwacher Infrastruktur.
4. Apulien Heute: Moderne Regionen und ihre Bedeutung (20. – 21. Jh.)
Seit dem 20. Jahrhundert hat sich Apulien tiefgreifend verändert. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Italiens nach dem Zweiten Weltkrieg und dem wachsenden Tourismus-Boom wurde die Region zunehmend attraktiver. Apulien wurde modernisiert – und gleichzeitig als kultureller Schatz wiederentdeckt.
Salento – Das Juwel im Süden
Die Halbinsel Salento umfasst den südlichsten Teil Apuliens, eingerahmt von der Adria und dem Ionischen Meer. Städte wie Lecce, Otranto und Gallipoli vereinen barocke Architektur, maritime Geschichte und folkloristische Traditionen wie den Tanz „Pizzica“. Salento war historisch ein Schmelztiegel: Hier trafen sich Griechen, Römer, Byzantiner und Normannen. Diese Vielfalt spiegelt sich in den Kirchen, Kastellen und Bräuchen wider – eine authentische, lebendige Region, die heute auch für ihre Musik, Küche und Strände berühmt ist.
Der Gargano – Natur, Geschichte und Spiritualität
Der Gargano ragt wie ein „Sporn“ in die Adria und bietet dramatische Küstenlandschaften, Wälder wie die Foresta Umbra und historische Orte wie Vieste oder Peschici. Besonders spirituell bedeutend ist Monte Sant’Angelo, einer der ältesten Wallfahrtsorte Europas mit einer langen Pilgertradition. Der Gargano vereint Natur und Glauben auf einzigartige Weise – ein ruhiger, wilder Teil Apuliens mit großer Symbolkraft.
Tavoliere delle Puglie – Die Kornkammer Süditaliens
Das Tavoliere, eine weitläufige Ebene im Norden Apuliens, ist das zweitgrößte Flachland Italiens. Hier prägen riesige Weizenfelder, Olivenhaine und Gemüseplantagen das Bild. Der Boden ist fruchtbar, das Klima günstig – perfekte Voraussetzungen für die traditionelle Landwirtschaft. Viele Spezialitäten Apuliens, darunter die berühmte Orecchiette-Pasta und das kräftige Olivenöl, haben hier ihren Ursprung.
(Wenn du mehr über Apuliens kulinarische Spezialitäten erfahren möchtest, schau doch direkt bei unserem Artikel dazu vorbei: TOP 12 Spezialitäten Apuliens)
Bari – Die moderne Metropole mit historischen Wurzeln
Bari ist heute das wirtschaftliche, kulturelle und logistische Zentrum Apuliens. Die Altstadt mit der Basilika San Nicola, die moderne Universität, das rege Hafentreiben – Bari vereint Geschichte und Gegenwart auf lebendige Weise. Die Stadt gilt als Tor zu Apulien und spielt auch politisch eine zentrale Rolle, etwa als Verwaltungssitz der Region.
Fazit: Eine Region zwisschen Tradition und Aufbruch
Die Geschichte Apuliens ist vielschichtig, von der Antike über das Mittelalter bis in die Gegenwart. Dabei hat jede Epoche ihre Spuren hinterlassen – in den Städten, in der Landschaft und im Selbstverständnis der Menschen. Gleichzeitig schaut Apulien nach vorn: als Tourismusziel, als kultureller Hotspot und als Ort, an dem Geschichte und Moderne harmonisch koexistieren.
Möchtest du mehr über diese Region herausfinden oder planst du gerade deinen nächsten Urlaub in Apulien? Dann schau doch gerne auf unserer Übersichtsseite vorbei, wo du hilfreiche Tipps und bereits vorgefertigte Reiserouten für deine Urlaubsplanung findest: Übersicht Apulien.